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Die Geschichte der «Picture Brides»

Auswanderergeschichten – sie übten schon immer eine grosse Faszination auf mich aus. Viele Schweizerinnen und Schweizer haben Anfang des 20. Jahrhunderts den Schritt in die Neue Welt gewagt. Dass allerdings auch viele junge Japanerinnen zu jener Zeit den Ozean überquerten, war mir bis zur vorliegenden Lektüre unbekannt. Sie verliessen das Land der aufgehenden Sonne, um in Amerika zu heiraten. Doch wer waren die Ehemänner, die sie bei ihrer Ankunft erwarteten? Keine Spur von den schönen Männern auf den Bildern der Heiratsvermittler! Auch Unterkunft und Arbeit entsprachen in keiner Weise dem versprochenen Paradies. Wie schafften es die Frauen trotzdem, in Amerika Fuss zu fassen? Nicht allen gelang es … Einige setzten ihrem Leben selbst ein Ende. Und die, welche überlebten, wurden nach der Bombardierung von Pearl Harbor gleich ein zweites Mal zu Aussenseiterinnen und landeten in Internierungslagern. Aber sie trugen auch dieses Los mit stoischer Würde.

«Wovon wir träumten» erzählt von Lebensträumen und der Suche nach einem sinnerfüllten Leben, einer Heimat in der Fremde, unter fremden Menschen.

Otsukas innovativer Schreibstil – das Ich, welches im Wir aufgeht – wird von der internationalen Presse hoch gelobt, doch mich irritiert er. Die musikalische Erzählweise, ähnlich einer Sinfonie, gibt dem Roman etwas Künstliches, von der Realität Abgehobenes. Aber genau das kann auch gefallen, magisch wirken. Die in Kalifornien aufgewachsene Julie Otsuka beschreibt mit diesem Buch die Geschichte ihrer eigenen Familie: Eine Schwester ihrer Grossmutter kam nämlich als «Picture Bride» nach Amerika. Otsukas Traum war es, Malerin zu werden. Doch sie konnte die Bilder in ihrem Kopf nicht umsetzen. Nun malt sie mit Worten. Sie schreibt immer am selben Ort, in einem dunklen, altmodischen Café in Manhattan, in dem sie seit über zehn Jahren ihre Tage verbringt. Mitten drin und doch alleine.

Christine Hunziker ist Buchhändlerin und Museums­mitarbeiterin.

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