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Medien-GAV muss Löhne schützen

Seit Jahrzehnten sinken real die Löhne und Honorare für Journalistinnen und Journalisten. Helfen könnte ein GAV. Doch die Verleger blocken ab.

Selbst Tieflöhne sind im Journalismus keine Seltenheit mehr. In einer Umfrage der Hochschule Winterthur zu Löhnen in der Medienbranche gaben 16 Prozent der Befragten an, weniger als 4000 Franken im Monat zu verdienen. Für eine Vollzeitstelle, trotz abgeschlossenem Studium. Noch weniger erhalten freischaffende Journalistinnen und Journalisten. Je nach Auftragslage kommen sie auf nicht einmal 3000 Franken im Monat. 

Traumrenditen, Horrorlöhne

Generell stagnieren die Löhne in der Branche. Selbst langjährige Mitarbeitende bekommen kaum je eine Lohnerhöhung. Gleichzeitig wird das Leben teurer. Medienschaffende haben so immer weniger Geld im Portemonnaie. Besonders betroffen sind Junge und Frauen. Dabei wäre das Geld da. Tamedia zum Beispiel erzielte 2018 allein mit den Bezahlmedien eine Rendite von über 8 Prozent. Davon können andere Branchen nur träumen. 

Im Gegensatz zur Romandie fehlt in der Deutschschweiz aktuell ein Gesamtarbeitsvertrag (GAV), der die Löhne und Arbeitsbedingungen festlegt. Seit Oktober 2017 verhandeln die Mediengewerkschaften mit dem Verlegerverband. Mittlerweile liegt zwar ein Resultat vor, aber bei den Löhnen blocken die Verleger ab: keine Mindestlöhne, keine Lohnentwicklung, keine Lohnverhandlungen auf Ebene der Verlage, nichts. Es wäre der einzige GAV in der  Schweiz, der die Löhne nicht regelt.

Journalisten fordern faire Löhne

Die Lohnentwicklung in der Medienbranche beunruhigt mittlerweile auch die offizielle Schweiz. Anfangs Juli lud die tripartite Kommission des Bundes (bestehend aus Arbeitgebern, Arbeitnehmenden und dem Staatssekretariat für Wirtschaft) die Verleger und die Mediengewerkschaften zu einer Anhörung vor. Die Kommission erwartet bis im Herbst eine klare Aussage von den Verlegern, wie sie zur Lohnentwicklung in der Branche stehen. 

Die Journalistinnen und Journalisten haben ihrerseits bereits ein eindeutiges Statement abgegeben. In einer Umfrage von syndicom zum Medien-GAV lehnten 85 Prozent das Verhandlungsresultat ab (Stand: 24.7.19) – die meisten, weil Mindestlöhne, Mindesthonorare und Lohnentwicklungen fehlen. Die Umfrage läuft noch
 

Marco Geissbühler

Zur Umfrage und Infos zum Medien-GAV

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