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Gerechter Zugang zu Bildung

Jeder Kanton wickelt das Stipendienwesen nach Belieben ab. Das führt für Studierende zu grossen Ungleichheiten. Mit der Stipendieninitiative wird für mehr Gerechtigkeit gesorgt.

Jeder Kanton wickelt das Stipendienwesen nach Belieben ab. Das führt für Studierende zu grossen Ungleichheiten. Mit der Stipendieninitiative wird für mehr Gerechtigkeit gesorgt.

Glücksrad spielt, wer Glücksrad spielen will. Normalerweise. Glücksrad durften auch die PassantInnen im vergangenen Juli in Bern spielen und grosse, kleine oder gar keine Schoggitaler gewinnen. Je nachdem, auf welchem Kantonswappen der Zeiger zum Stehen kam.

Dieses Glücksrad hat sich für die Studentinnen und Studenten allerdings bereits unfreiwillig gedreht. Zumindest, wenn sie Stipendien im Wohnkanton ihrer Eltern beantragen müssen, weil das Geld für das Studium nicht reicht. Wohnt ein Student im Kanton Jura (93 Franken an Stipendien pro EinwohnerIn), dürften eher Stipendien gesprochen werden, als wenn eine Studentin im Kanton Schaffhausen (17 Franken pro EinwohnerIn) den Antrag stellen muss. Aber auch die Anzahl StipendienbezügerInnen pro EinwohnerIn und die Höhe der Stipendien variieren stark. Dadurch stehen finanziell schlechter gestellte Bildungshungrige womöglich vor verschlossenen Universitätstüren, nur weil die Eltern im falschen Kanton leben.

Bund soll eingreifen
Diese Ungleichheit besteht, weil sich der Bund schrittweise aus der Ausbildungsfinanzierung zurückgezogen hat und die Kantone ihr Stipendienwesen nach Gutdünken regeln. Um dem entgegenzuwirken, hat der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) die Stipendieninitiative lanciert und mit dem Glücksrad in Bern für die Initiative geworben.

Im Wesentlichen verlangt die Initiative, dass «die Gesetzgebung über die Vergabe von Ausbildungsbeiträgen an Studierende (…) und über die Finanzierung dieser Beiträge (…) Sache des Bundes» sein soll. Was das in Franken heisst, ist nicht ausformuliert, aber in den Übergangsbestimmungen wird auf die bei der Sozialhilfe üblichen Sätze verwiesen.

Grosse Unterstützung
Auch wenn die Initiative bei den Kantonen schlussendlich zu Mehrausgaben (bei manchen wohl aber auch zu Einsparungen) führen wird, erwächst kaum
offizieller Widerstand gegen das Anliegen. Auch die freiwilligen UnterschriftensammlerInnen auf der Strasse sind zuversichtlich, dass sie die notwendigen 100 000 Unterschriften bis zum 20. Januar 2012 zusammenbringen werden. Vorbehalte kämen höchstens «von Leuten, die Studierenden grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen», meint etwa der Unterschriftensammler und Studierendenratspräsident der Uni Zürich, Martin Roeck.

Aufseiten der Kantone arbeitet die Interkantonale Stipendienkonferenz (IKSK) an einem Konkordat, das ebenfalls zu einer Harmonisierung der Stipendien führen soll. Allerdings machen dort (noch) nicht alle Kantone mit, und auch bei einem der wichtigsten Hochschulkantone, nämlich Zürich, steht der Entscheid für eine Teilnahme noch aus. Auch sind die Bestimmungen dieses Konkordats nicht bindend, weshalb eine nationale Regelung weiterhin notwendig bleibt.

Das Anliegen wird vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund unterstützt und auch syndicom steht hinter der Initiative. Gerade bei der syndicom-Jugend ist der Rückhalt gross, sind doch viele Mitglieder auch Studierende.

Philippe Wenger  (angehender Journalist und aktiv in der Jugendkommission von syndicom)


www.stipendieninitiative.ch

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