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21. Berner Medientag: Sinnvoll kommunizieren

Am 21. Berner Medientag drehte sich alles um die Informationsflut. Gibt es ein Zuviel an Information und Kommunikation? Diese Frage muss mit Ja beantwortet werden. Denn der Moderator wäre beinahe im Info-Tsunami ertrunken.

 

Gleich zu Beginn wurden die Anwesenden in der gut besetzten Aula des Kulturzentrums Progr von einer Informationswelle überflutet: Pro Sekunde wächst die weltweite Facebook-Gemeinde um acht neue Mitglieder, werden 3,5 Millionen Mails, über 12 000 Facebook-Mitteilungen oder 2000 Twitter-Kurznachrichten verschickt. Moderator Martin Freiburghaus spielte den Part des Kulturpessimisten: «Ich hasse den arabischen Frühling, weil ich die Social Media nicht mehr hinterfragen darf.» Lis Borner, Chefredaktorin von Radio DRS, stellte klar, dass Facebook und Co. keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu den Medien sind.

 

Wer leidet unter der Informationsflut? Sind Journalistinnen, Journalisten und PR-Profis Täter oder Opfer der Dauerkommunikation? Viele Fragen wurden nur angetippt. Der Grund war, dass Kraut und Rüben – unterschiedliche Medienformate und -gattungen, Journalismus, PR, Werbung, Marketing, Online und Web 2.0 – bis zur Unkenntlichkeit vermischt wurden. Sogar von PR für gute oder schlechte Produkte war die Rede: «Ich musste noch nie etwas verkaufen, das mich nicht selber überzeugt hätte», liess Beatrice Wertli, Präsidentin der mitveranstaltenden Berner Public Relations Gesellschaft (BPRG), wissen.

 

Als sicherer Fels in der Info-Brandung entpuppte sich mit Konrad Weber ausgerechnet der Jüngste. Der Journalist 2.0 und Student am Institut für angewandte Medienwissenschaften (IAM) zeigte auf, wie wichtig es für die unter Leserschwund leidenden Qualitätsmedien ist, wenn sie auf Facebook einen Artikel platzieren können. Der Journalismus habe keineswegs seine Daseinsberechtigung verloren, im Gegenteil. In der Flut den Überblick zu behalten, Essenzielles von Unwichtigem zu trennen und journalistische Geschichten zu entdecken – das sind die Herausforderungen. Und nicht mehr von der «medialen Kanzel» herab zu predigen, sondern diskursiv und auf Augenhöhe mit den Kommentarschreibenden.

 

Dass Kommunikation etwas Positives und so lebenswichtig ist wie Essen und Trinken, kann man derzeit auch in der Ausstellung «Warnung: Kommunizieren gefährdet» im Berner Museum für Kommunikation hören und sehen. Nur wenn wir zu viel oder zu einseitig essen, leidet unsere Gesundheit. Doch wie kommuniziert man ausgewogen? Und wie können wir ein sinnvolles Kommunikationsverhalten entwickeln, das unseren Bedürfnissen entspricht? Die besten Antworten erhält der Besucher in der Ausstellung.


Daniel Bouhafs, freier Journalist in Zürich

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