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Ausserordentliche Generalversammlung von Tamedia

«Die Familie Coninx hat die Mehrheit der Aktien und kann somit allein den Kurs der Tamedia/TX Group bestimmen. Die Angestellten werden nicht gefragt, die kleinen Aktionäre wie Sie und wir von der Gewerkschaft syndicom werden immer eine Minderheit bleiben. Aktionärsdemokratie ist ein Fremdwort für die Firmenbesitzer. Trotzdem will ich kurz auf diesen neuen Kurswechsel eingehen, mit dem aus der Tamedia die TX Group wird.

© Tamedia

Neuer Name, neues Logo, neue Statuten, aber trotzdem nichts Neues. Das System – eine Geldmaschine, die maximalen Profit abwerfen soll – ändert sich nicht. Im Gegenteil, der Motor soll mehr PS erhalten und wir befürchten mit dem Personal, dass die neue Struktur dazu dient, Betriebsteile, die keinen Maximalprofit beisteuern, leichter verkaufen zu können.

Will Tamedia überhaupt noch Druckerin und Verlegerin bleiben? Diese Frage stellt sich, weil aus dem Zweckartikel der Statuten die Passage gestrichen werden soll, dass die TX Group «insbesondere im Verlagswesen, im Bereich der elektronischen Medien sowie in der grafischen Industrie» tätig sein will.

Wir lehnen diese Streichung im Zweckartikel ab.

Wir fürchten vor allem um die drei Druckzentren. Deren Mitarbeitende müssen Lohnkürzungen von 1% ab dem nächsten Jahr und weitere 0,5% ab 2021 hinnehmen. Statt der überdimensionierten Boni der Unternehmensleitung werden die Gehälter dieser Angestellten gekürzt. Diese haben dem Verzicht zugestimmt, weil sie hoffen, damit ihre Arbeitszukunft zu sichern. Ist dieser Verzicht für die Katz, weil der Verwaltungsrat längst beschlossen hat, die Druckzentren zu veräussern?

Herr Supino: Können Sie garantieren, dass die Druckzentren auch in Zukunft – nur schon in 10 Jahren – ein Teil von Tamedia sein werden? Können Sie garantieren, dass Tamedia Verlegerin bleibt und nicht nur noch Werbevermarkterin und Bankerin?

Es ist zu befürchten, dass die Stimme und die Sorgen der Angestellten bei Tamedia nichts zählen. Stellen Sie sich vor: die grösste Zeitungsdruckerin in der Schweiz, die auch viele Zeitungen anderer Verlage druckt, schert aus dem Gesamtarbeitsvertrag der Grafischen Industrie aus. Gut 3‘000 Arbeitnehmende und mehr als 400 Unternehmen in der ganzen Schweiz sind unter dem Schutz dieses ältesten und gerade erst modernisierten GAV. Er hat auch die Ausbildung den Herausforderungen der Digitalisierung sozialpartnerschaftlich angepasst. Nur die Arbeitnehmenden von Tamedia haben diesen GAV nicht. Das Unternehmen setzt seine Macht durch.

Mit der vorliegenden neuen Struktur der TX Group ist unserer Meinung nach die Chance vertan, etwas wirklich Neues aufzuziehen und die Gruppe anders zu gestalten, sodass nicht mehr das Streben nach dem maximalen Gewinn im Vordergrund steht, sondern guter Journalismus, gute Arbeitsbedingungen und die Zukunft der Gruppe als Qualitätsdruckerin. Es ist auch nicht vorgesehen, dass der Gewinn gerechter auf alle verteilt wird, natürlich auch an die Mitarbeitenden. Stattdessen sind sie diejenigen, welche die gesalzensten Rechnungen bezahlen.

Auspressen und wegwerfen, auspressen und  wegwerfen: Die 41 Entlassungen bei Le Matin sind nur ein Beispiel von vielen in den letzten Jahren.

Die Chance auf eine Verankerung der Sozialpartnerschaft in den Statuten ist verpasst worden, die Chance darauf, dass die Gruppe die GAV unterzeichnet, wo es welche gibt – ich meine den Druckbereich und den GAV für Journalisten, von dem wir hoffen und an Sie appellieren, dass er bald mit anständigen Arbeitsbedingungen abgeschlossen wird.

Und wo es keine GAV gibt, müssen sie ausgehandelt und abgeschlossen werden.

Wir von syndicom könnten uns auch vorstellen, mit der TX Group einen GAV für alle Angestellten der Gruppe auszuhandeln. Nehmen Sie diese Einladung an, Herr Supino.

Nicht vergessen: wir haben uns für die Erhöhung der indirekten Presseförderung eingesetzt, jetzt bekommen Sie mehr Verbilligung der Posttaxen für die Zustellung der Zeitungen. Wer solche Subventionen vom Staat beansprucht, muss aber auch Ja sagen zu Arbeitsbedingungen, die in einem verhandelten GAV abgesichert sind.

Bringen Sie einen neuen frischen Wind auch in die Sozialpartnerschaft, zum Wohle des Unternehmens und der Arbeitnehmenden! Weil neu und frisch bei diesem Manöver bisher nur der hellgrüne Pullover ist, den Herr Supino an der Pressekonferenz getragen hat.»
 

Mündliche Stellungnahme von Angelo Zanetti, Zentralsekretär Medien (es gilt das gesprochene Wort)

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