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Wer macht Praktika und zu welchen Bedingungen?

Die Diskussion um eine «Generation Praktikum» dreht sich weithin um Studierende. Vergessen wird meist, dass Praktika auch SchulabgängerInnen betreffen. Staatlich geregelt ist das Praktikum für beide Gruppen nicht – sehr zu ihrem Nachteil. 

 

Gut 40% der BachelorabsolventInnen, 37% der MasterabsolventInnen und 33% der Doktorierten einer universitären Hochschule gaben an, dass sie «bei der Suche nach einer geeigneten Stelle auf Schwierigkeiten gestossen seien». Hauptgrund der Schwierigkeiten: fehlende Berufserfahrung. Die Zahlen finden sich in der BFS-Studie «Von der Hochschule ins Berufsleben» (2011). Sie führen direkt auf den Kern dessen, was seit Jahren als «Generation Praktikum» diskutiert wird.

Während die Studierten Schwierigkeiten mit dem Berufseinstieg haben, kommen sie ohne Probleme in Praktika. Fast ein Siebtel der UniversitätsabgängerInnen stecken noch ein Jahr nach dem Studium im Praktikum. Bei FachhochschülerInnen ist das Phänomen weniger verbreitet, nur 3 Prozent sind ein Jahr nach dem Abschluss im Praktikum.

Ob «Generation Praktikum» zumindest in der Schweiz ein sinnvoller Begriff ist, ist umstritten. 2007 stellte das BFS fest: «Die Entwicklung der Praktikantenquote zum Zeitpunkt ein Jahr nach Studienabschluss lässt über die letzten 15 Jahre keinen Trend erkennen.» 2005 lag die Praktikumsquote der HochschulabsolventInnen ein Jahr nach dem Ende ihrer universitären Ausbildung bei 15 Prozent; heute sind es 13 Prozent. Zumindest im Ausmass, in dem das Praktikum die HochschulabgängerInnen erfasst, zeigt sich also nichts Neues. Über das häufige Wiederholen und Aneinanderreihen der Praktika schweigt sich die Studie hingegen aus.
Klar ist allerdings: Frauen sind häufiger in Praktika als Männer, bisweilen gar doppelt so oft. In dieser Hinsicht stellt das Praktikum mit seinen meist miserablen Arbeits- und Lohnbedingungen eine besondere Form der Ausbeutung der Frau dar.

Die unterschlagene Schicht

Während die Situation der Studierenden Gegenstand von Untersuchungen ist, bleibt eine andere Entwicklung weithin unterschlagen. VPOD-Mann Felix Birchler beschrieb das in seinem Text «Von Praktikum zu Praktikum» (www.vpod-bildungspolitik.ch/?p=416): «Denn abseits des medialen Scheinwerferlichts hat sich die ‹Generation Praktikum› auch im Tieflohnsektor ausgebreitet. In Berufsfeldern wie dem Verkauf oder in Logistikcentern boomen die Praktikumsstellen. Häufig verdrängen sie bisher angebotene Lehrstellen und werden als Alternative dazu angepriesen.» Dass über die SchulabgängerInnen kaum berichtet wird, hat seine Gründe auch in der Datenlage. So wird die Zahl der Praktikumsstellen, die Aufschluss über die tatsächliche Verbreitung des Phänomens geben könnte, gar nicht erst erfasst. Auf entsprechende Anfrage der syndicom-Zeitung antwortete das Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung: «Das WBF hat leider nicht solche Zahlen.» Auch das BFS kennt jene Zahl nicht: «Leider haben wir die gewünschten Angaben nicht.»

Hinzu kommt, dass abgesehen vom VPOD die Beschäftigung der Gewerkschaften mit der besonderen Arbeitssituation von PraktikantInnen noch nicht verbreitet ist. So hat der SGB, ansonsten ein Quell von Informationen, zu diesem Themenfeld keine eigene Studie. Hier ist der Deutsche Gewerkschaftsbund weiter. All dies bedingt, dass die SchulabgängerInnen kaum erwähnt werden, wenn von der «Generation Praktikum» die Rede ist. Eines betrifft sie aber alle gleich: die mangelhafte rechtliche Situation in der Schweiz. Bezüglich Praktika ist kaum etwas geregelt, gelten keine strikten Auflagen.

Kaum geregelt

So ist gesetzlich nicht definiert, welche Arbeit einer Praktikantin zugemutet werden kann und welche nicht. Unter weitgehendem Heraushalten des Staates gilt die Vertragsfreiheit. Im Fall von Schülerinnen und Studentinnen, die auf Praktika angewiesen sind, ist das die einseitige Freiheit des Unternehmers, auch die schlechtesten Löhne und Bedingungen zu diktieren. Um das Minimalste muss gekämpft werden: «Auch Praktika müssen entlöhnt werden!», forderte Thomas Zimmermann vom SGB 2013, nachdem bekannt wurde, dass einige NGOs ihre Praktikantinnen direkt ans RAV weiterschicken.

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